Aus dem Leben der Marionetten

Veröffentlicht am März 8th, 2009 von Philipp in Josefstadt-Tipps, Kultur & Unterhaltung

Am 5. März 2009 zeigte das Theater in der Josefstadt die Premiere der österreichischen Erstaufführung von Ingemar Bergmans “Aus dem Leben der Marionetten“. Die Geschichte stammt aus dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1980 und wird an der Josefstadt ohne Pause durchgespielt.

Eines Nachts tötet der wohlhabende Ingenieur Peter Egerman eine Prostituierte und vergeht sich an ihr. Anschließend ruft er seinen Psychiater herbei. Ehefrau Katarina, Freunde und Verwandte stehen vor einem Rätsel. War das Verbrechen eine Kurzschlussreaktion? Oder die lange geplante Tat eines Psychopathen? Bei der Suche nach den Gründen des Dramas tritt ein Beziehungsgeflecht zutage, in das alle Figuren schuldhaft verstrickt sind.

Ingmar Bergman, der große Psychologe des europäischen Kinos, erzählt die Geschichte eines Mordes inmitten der bürgerlichen
Gesellschaft. Und stößt in ihren Mechanismen auf eine quälend-schwelende Mixtur aus Einsamkeit, Lebensüberdruss, Ängsten und albtraumhaften
Phantasien. Alle Figuren spüren intelligent und beredt ihrem Unglück hinterher, alle sehnen sich nach wahrhaftiger Nähe, nach einemAusbruch aus dem Gewohnten. Doch die Schmerzen, die Explosion, die Katastrophe sind nicht weit entfernt.

Ingmar Bergman wurde 1918 als Pastorensohn in Uppsala geboren. Seine Kindheit und Jugend waren durch eine strenge und religiöse Erziehung geprägt. Nach seinem Studium in Stockholm und ersten Kontakten zur Bühne arbeitete Bergman ab 1944 als Film- und Theaterregisseur. In seiner langen Karriere drehte er etwa 40 Filme, darunter das mit vier Oscars gekrönte, autobiographisch geprägteWerk „Fanny und Alexander” (1982), und inszenierte über 100 Theaterstücke. Sein Schöpfungsdrang schien unendlich, über seine Arbeiten sagte er einmal: „Ich stelle mir gern vor, dass sie in einem besonderen Raum der Seele ruhen, dort liegen sie bequem und reifen wie prächtige Käselaibe heran.” Erklärungen zu seinen Werken gab er kaum, doch über den innersten Kern seiner Filmarbeit meinte er selbst: „Ich weiß nämlich, dass wir mit Hilfe des Films in bisher nie gesehene Welten eindringen können. InWirklichkeiten außerhalb derWirklichkeit.” Den internationalen Durchbruch als Leinwandregisseur schaffte Bergman mit
dem Film „Das siebente Siegel”, der ihm 1957 in Cannes den Spezialpreis der Jury einbrachte. Bergmans Filme wurden vor allem in den sechziger Jahren zum Inbegriff von – vergeblicher – Suche nach Sinn im Leben, Vergebung und göttlicher Gnade. Er machte Schlagzeilen mit damals als gewagt eingestuften Darstellungen von Sexualität. So wurde sein Film „Das Schweigen” 1962 mit zahlreichen Aufführungsverboten belegt. Als weiterer Meilenstein galten die als TV-Serie sowie als Kinofilm veröffentlichten „Szenen einer Ehe” 1973 mit Liv Ullmann und Erland Josephson in den Hauptrollen. 1997, beim 50. Filmfestival in Cannes, wurde Bergman zum „größten Filmregisseur aller Zeiten” gewählt. 2007 ist Bergman, der zuletzt
zurückgezogen lebte, 89jährig gestorben.

Facts

Regie: Philip Tiedemann
Bühnenbild: Etienne Pluss
Kostüme: Stephan vonWedel
Musik: Ole Schmidt

Peter Egerman: Bernhard Schir
Katarina Egerman: Maria Köstlinger
Prof. Mogens Jensen, Psychiater: Alexander Strobele
Der leitende Untersuchungsbeamte: Peter Moucka
Cordelia Egerman, Peters Mutter: Marianne Nentwich
Tomas Isidor Mandelbaum, genannt Tim: Sylvester Groth
Frau Anders, Peters Sekretärin: Elfriede Schüsseleder
Arthur Brenner, Peters und Katarinas Freund: Peter Scholz
Ein Türsteher: Hans Wolfgang Pemmer
Ka, Prostituierte: Silvia Meisterle

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